Handelsklassen bei Geflügel: Definition
Die Handelsklassen bei Geflügelfleisch dienen der Klassifizierung und Qualitätsbewertung des Fleisches. Durch diese Einteilung können Verbraucher und Gastronomen die Qualität vor dem Kauf zuverlässig einschätzen. Die Klassifizierung erfolgt primär in die Klassen A und B, wobei Klasse C ausschließlich für die industrielle Verarbeitung vorgesehen ist.
Systematik der Handelsklassen
In der EU und Deutschland sind die Handelsklassen von Geflügel fest definiert, um die Qualität des Fleisches zu bewerten und klare Standards zu setzen. Die Handelsklassen A und B sind die Hauptklassen für den Endverbraucher, während Klasse C für die industrielle Weiterverarbeitung bestimmt ist.
Handelsklasse A (HKL A)
Die Handelsklasse A steht für hochwertiges Geflügel, das die höchsten Ansprüche in der Gastronomie und im Handel erfüllt. Die wichtigsten Merkmale von Geflügel der Klasse A umfassen:
- Fleischbeschaffenheit: Das Fleisch ist vollfleischig und weist eine lange, breite Brust auf. Das Brustbein ist dabei nicht sichtbar oder hervortretend, was die Hochwertigkeit des Produkts signalisiert.
- Fettverteilung: Die Fettabdeckung ist gleichmäßig und dezent, wobei Suppenhühner, Enten und Gänse eine etwas stärkere Fettschicht aufweisen dürfen.
- Federkiele und Haarfedern: Ein paar Federkiele sind an bestimmten Stellen wie Hals, Flügelspitzen, Bürzel und Gelenken erlaubt. Bei Truthähnen, Enten und Gänsen können vereinzelt auch an anderen Körperstellen Federreste vorhanden sein.
- Oberflächenbeschaffenheit: Brust und Schenkel müssen frei von sichtbaren Schäden wie Quetschungen oder Verfärbungen sein, während an anderen Stellen kleinere Makel toleriert werden.
- Frostbrand: Jeglicher Frostbrand ist unzulässig, da er die Qualität und Optik beeinträchtigt.
Geflügel der Klasse A ist in Deutschland der Standard im Handel, da es den höchsten Qualitätsansprüchen entspricht und somit bevorzugt angeboten wird.
Handelsklasse B (HKL B)
Geflügel der Handelsklasse B erfüllt geringere Qualitätsanforderungen und kann kleinere Mängel aufweisen. Diese Klasse wird meist verwendet, wenn die Optik weniger entscheidend ist, etwa bei verarbeiteten Produkten. Merkmale der Klasse B sind:
- Fleischbeschaffenheit: Das Fleisch ist weniger ausgeprägt als bei Klasse A, und das Brustbein kann leicht hervortreten.
- Fettverteilung: Der Fettansatz ist unregelmäßiger, und das Fleisch ist unter der Haut weniger gut sichtbar.
- Federkiele und Haarfedern: Federreste können auch an Brust und Schenkeln vorkommen, insbesondere bei Hühnern und anderen Geflügelarten, wo diese etwas häufiger toleriert werden.
- Oberflächenbeschaffenheit: Leichte Verfärbungen, Quetschungen und kleinere Verletzungen an Brust und Schenkeln sind zulässig, solange sie die Essbarkeit nicht beeinträchtigen.
- Frostbrand: Ein leichter Frostbrand wird toleriert, sofern er nicht die Gesamteindruck des Fleisches erheblich beeinträchtigt.
Handelsklasse C (HKL C)
Geflügel der Handelsklasse C entspricht nicht den Ansprüchen für A oder B und wird daher nur für die industrielle Weiterverarbeitung genutzt. Es gelangt nicht in den Direktverkauf, sondern wird für Produkte wie Brühen, Suppen und andere verarbeitete Lebensmittel verwendet. Geflügel, das nach Handelsklasse C eingestuft wird, hat meist optische oder strukturelle Mängel, die für die Verarbeitung aber nicht relevant sind.
Geschichte
Die Handelsklassen für Geflügel wurden ursprünglich entwickelt, um eine standardisierte Qualitätssicherung in der Fleischproduktion zu gewährleisten. Insbesondere durch die EU-Regulierungen ist es gelungen, einheitliche Standards für den gesamten Binnenmarkt zu schaffen. Seit Einführung dieser Klassen können sowohl Verbraucher als auch Gastronomen darauf vertrauen, dass Geflügel den festgelegten Qualitätsstandards entspricht und den hygienischen Anforderungen gerecht wird.
Varianten
Die Handelsklassen von Geflügel unterscheiden sich je nach landesspezifischen Vorschriften leicht. In Europa sind die Standards einheitlich geregelt, während Länder außerhalb der EU andere Klassifizierungen nutzen können. Innerhalb der EU gelten folgende Varianten:
- Bio-Geflügel: Häufig entspricht Bio-Geflügel mindestens der Handelsklasse A, da hohe Standards bei Haltung und Fütterung eingehalten werden.
- Label Rouge (Frankreich): Diese französische Qualitätsbezeichnung für Geflügel garantiert besondere Fütterung und Haltungsbedingungen, die über EU-Standards hinausgehen.
- Regional zertifiziertes Geflügel: Verschiedene Siegel für regionales Geflügel können ebenfalls bestimmte Handelsklassen garantieren, wie etwa A oder Bio-Qualität.
Handelsklassen bei Geflügel: In aller Kürze
- Klassifizierung in A, B und C für Qualitätssicherheit und Verwendbarkeit.
- Klasse A für hochwertige Gerichte; Klasse B für einfache Gerichte und Suppen.
- Klasse C für industrielle Verarbeitung, nicht für den Endverbrauch.
Verwandte Begriffe
- Fleischqualität
- Lebensmittelkennzeichnung
- Geflügel
- Lebensmittelkontrollen
Quellen
- Bundeszentrum für Ernährung (2024): Hühnchen, Ente, Gans & Co., https://www.bzfe.de/lebensmittel/lebensmittelkunde/gefluegel/, abgerufen 02.11.2024
- Eur-Lex, Europäisches Recht (2008): Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates hinsichtlich der
Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch, https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:157:0046:0087:DE:PDF, abgerufen 02.11.2024
