In der Gastronomie ist die Preisgestaltung mehr als nur eine Zahl auf der Speisekarte und kann durch kleine Tricks maßgeblich beeinflusst werden. Sie hat direkte Auswirkungen auf Ihre Umsätze und die Wahrnehmung Ihres Restaurants durch die Gäste. Eine durchdachte Preisstrategie ist daher Gold wert.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit kleinen, feinen psychologischen Tricks Ihre Speisekarte optimieren. Wir zeigen Ihnen Strategien, wie Sie die Preise anordnen, visuell darstellen und geschickt anpassen, um die Zufriedenheit Ihrer Gäste zu erhöhen und gleichzeitig Ihren Gewinn zu maximieren. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihre Gäste subtil zu höherwertigen Angeboten zu führen und deren Konsumerlebnis zu verbessern.
Grundlagen der Preispsychologie
Die Preispsychologie erforscht, wie Gäste Preise wahrnehmen und wie diese Wahrnehmung ihr Kaufverhalten beeinflusst. In der Gastronomie spielen psychologische Faktoren eine große Rolle. Gäste entscheiden oft innerhalb von Sekunden, basierend auf dem Preis, ob sie ein Gericht bestellen oder nicht.
Wie Preise das Gästeverhalten beeinflussen
Die Art und Weise, wie Preise auf der Speisekarte präsentiert werden, kann die Entscheidungen Ihrer Gäste stark beeinflussen. Zum Beispiel wirken runde Zahlen wie 10 € weniger verkaufsfördernd als spezifische Preise wie 9,95 €. Dieser Effekt, bekannt als Charm Pricing, vermittelt den Eindruck eines besseren Deals. Zudem führt das Weglassen des Währungssymbols oft zu einer höheren Ausgabebereitschaft, da die Preise weniger bedrohlich erscheinen.

Strategien zur Preisgestaltung
Dekoy-Preise: Wie Sie mit einer dritten Option mehr verkaufen
Eine effektive Methode, um die Gäste zu einem bestimmten Produkt zu lenken, ist der Einsatz von Dekoy-Preisen. Dabei bieten Sie drei ähnliche Produkte zu unterschiedlichen Preisen an. Das mittlere Produkt erscheint im Vergleich zum teuersten Produkt als vernünftiger Kompromiss, obwohl es teurer ist als die günstigste Option.
Beispiele
- Getränkekarte: Bieten Sie drei Größen von Limonaden an – klein für 2,50 €, mittel für 3,50 € und groß für 4,00 €. Viele Gäste wählen die mittlere Größe als Kompromiss zwischen Menge und Preis, obwohl der Preis pro Liter bei der großen Größe günstiger ist.
- Vorspeisen: Platzieren Sie eine Standardportion Suppe für 5 € neben einer kleineren Portion für 3 € und einer Suppe mit speziellen Zutaten für 6 €. Die spezielle Suppe wirkt attraktiver im Vergleich zur Standardportion, obwohl sie teurer ist.
- Dessertangebot: Stellen Sie ein einfaches Eis für 4 €, ein Premium-Eis mit besonderen Toppings für 6 € und ein exklusives Gourmet-Eis für 7 € vor. Das Premium-Eis wird oft gewählt, weil es im Vergleich zum Gourmet-Eis als gutes Preis-Leistungs-Verhältnis erscheint.
Preisanordnung: Optimale Anordnung der Preise auf der Speisekarte
Die Anordnung der Preise auf Ihrer Speisekarte kann ebenfalls das Kaufverhalten beeinflussen. Studien zeigen, dass Gästen dazu neigen, die ersten und letzten Optionen einer Liste stärker zu beachten. Platzieren Sie also Ihre profitabelsten Gerichte an diesen Positionen.
Beispiele
- Hauptgerichte: Setzen Sie Ihr Signature-Gericht, das zugleich eines der teuersten ist, an den Anfang der Liste. Ein günstigeres, aber ebenfalls beliebtes Gericht positionieren Sie am Ende. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese beiden Gerichte Beachtung finden.
- Weinkarte: Ordnen Sie die Weine nach Typ, aber stellen Sie sicher, dass jeder Abschnitt mit einem mittelpreisigen Wein beginnt und endet. So bleibt der Fokus auf Weinen, die einen guten Kompromiss aus Qualität und Preis bieten.
- Saisonale Angebote: Präsentieren Sie saisonale Spezialitäten am Anfang der Speisekarte. Die Neugier und das Interesse an neuen, saisonalen Gerichten erhöhen die Chance, dass diese Gerichte bestellt werden.
Preisvisualisierung: Tipps zur gestalterischen Darstellung der Preise
Die visuelle Darstellung der Preise spielt eine wichtige Rolle. Als einen der kleinen Tricks bei der Preisgestaltung können Sie das Ausrichten der Preise in einer Spalte vermeiden. Dies lenkt die Aufmerksamkeit direkt auf den Preis und fördert Preisvergleiche. Stattdessen sollten Sie die Preise direkt hinter den Beschreibungen platzieren, um den Fokus auf das Gericht selbst zu legen.
Beispiele
- Speisekartendesign: Vermeiden Sie es, die Preise in einer separaten Spalte rechts auf der Speisekarte zu listen. Integrieren Sie die Preise stattdessen unauffällig in die Beschreibung jedes Gerichts, idealerweise ohne Betonung durch Fettdruck.
- Typografie: Nutzen Sie eine kleinere Schriftgröße für die Preise im Vergleich zu den Gerichtnamen und -beschreibungen. Dies lenkt den Fokus weg vom Preis und hin zu den Details des Gerichts.
- Farbgestaltung: Setzen Sie dezente Farben für die Preisangaben ein, um diese visuell in den Hintergrund treten zu lassen. So bleibt die Aufmerksamkeit auf den Gerichten und ihren Beschreibungen.
Optimierung der Speisekarten-Gestaltung in einem Bistro
Die Neugestaltung der Speisekarten, bei der die Preise in die Beschreibungen der Gerichte integriert und die Schriftgröße reduziert wurde, resultierte in einer höheren Bestellrate für teurere Gerichte. Gäste fokussierten sich mehr auf die Gerichtbeschreibungen und weniger auf die Kosten.
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Bündelangebote und ihre Vorteile
Bündelangebote können dazu beitragen, den wahrgenommenen Wert eines Angebots zu erhöhen und gleichzeitig den Schock über hohe Einzelpreise zu mildern. Indem Sie mehrere Produkte oder Dienstleistungen zu einem Paketpreis zusammenfassen, schaffen Sie einen Anreiz für Gäste, mehr auszugeben, da sie den Eindruck haben, mehr für ihr Geld zu bekommen.
Tricks bei der Preisgestaltung: Fallstudie eines italienischen Restaurants
Durch die Einführung von Bündelangeboten, wie einem Menü aus Vorspeise, Hauptgericht und Dessert zu einem Festpreis, konnte das Restaurant seinen Durchschnittsbon um 20 % steigern. Die Gäste fühlten sich durch die Paketpreise zu einem besseren Deal veranlasst, auch wenn sie ursprünglich nicht vorhatten, ein volles Menü zu bestellen.
Psychologische Preisgrenzen: Rundungsregeln und ihre Wirkung
Das Setzen von Preisen knapp unter einer runden Zahl, wie 9,99 € statt 10 €, kann psychologisch weniger abschreckend wirken. Dieses als „Charm Pricing“ bekannte Vorgehen nutzt die Tendenz der Gäste, Preise von links nach rechts zu lesen und daher die ersten Ziffern stärker zu gewichten.
Einsatz von Charm Pricing in einer Café-Kette
Die Umstellung von runden Preisen auf Charm Pricing (z.B. von 3,00 € auf 2,95 €) führte zu einer messbaren Steigerung der Verkaufszahlen bei den am häufigsten verkauften Produkten. Die Gäste nahmen die Preise als signifikant günstiger wahr, obwohl der Unterschied objektiv gering war.
7 Tipps und Tricks zur Implementierung einer neuen Preisgestaltung in Ihrem Betrieb
- Testen Sie verschiedene Tricks bei der Preisgestaltung in einem kontrollierten Bereich Ihres Restaurants (zum Beispiel bei offenen Weinen), um zu sehen, welche kleinen psychologischen Tricks am effektivsten ist.
- Nutzen Sie das Feedback von Gästen und Mitarbeitern, um zu verstehen, wie die Preisänderungen wahrgenommen werden.
- Beobachten Sie die Verkaufszahlen genau, um den Erfolg der neuen Preisstrategien messen zu können.
- Passen Sie Ihre Preise saisonalen Schwankungen an. Bieten Sie beispielsweise Sommer-Specials zu günstigeren Preisen an, um den Absatz zu steigern, oder erhöhen Sie die Preise leicht bei exklusiven Wintergerichten, die saisonale Zutaten nutzen.
- Informieren Sie Ihr Team über die neuen Preisstrategien und deren psychologische Hintergründe. Ein gut informiertes Team kann die Vorteile bestimmter Gerichte und Menüs besser kommunizieren und Kunden subtil zu höheren Ausgaben anregen.
- Setzen Sie A/B-Tests ein, um herauszufinden, welche Preisanordnungen und -visualisierungen bei Ihrer Zielgruppe am besten ankommen. Beispielsweise könnten Sie zwei verschiedene Speisekarten gestalten und deren Performance über einen bestimmten Zeitraum hinweg vergleichen.
- Beginnen Sie mit kleinen Änderungen und messen Sie deren Auswirkungen auf Ihr Geschäft. Nutzen Sie die Erkenntnisse, um Ihre Speisekarte und Preisstrategie kontinuierlich zu optimieren.



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