Viele Existenzgründungen (in der Gastronomie) scheitern daran, dass entweder keine oder eine schlechte Finanzplanung gemacht wurde. Da man als Gründer in der Gastronomiebranche praktisch kein Geld von Banken bekommt, ist sicher nichts Neues. Banken hegen nicht zuletzt wegen der hohen Ausfallquote eine natürliche Abneigung gegen Gastronomie-Projekte. Man muss also schauen, wie man sich das Geld auf anderen Wegen beschafft. Insbesondere muss man aber vor allem wissen, welche Kosten auf einen zukommen. Hier mal eine erste (unvollständige) Übersicht.
Kosten in der Vorbereitungsphase
- Fortbildung (Fachwissen, Betriebswirtschaft, etc.)
- Bauliche Maßnahmen
- Ablösesummen für Übernahmen bestehender Betriebe
- Beiträge für IHK und Branchenverbände
- Gewerbeanmeldung, Konzession und Genehmigungen
- Anschaffung von Einrichtung und Gerätschaften (insbesondere Küche, Theke)
- Kleininventar (das „läppert“ sich!): Geschirr, Besteck, Töpfe, Tischdecken und Co.
- Mietkaution (bis zu 3 Monatsbeträge)
- ggf. Unternehmensgründung (Notargebühren, Handelsregistereintrag)
- ggf. Franchisegebühren
Laufende Kosten (ggf. auch schon vor Eröffnung)
- Strom, Wasser, Gas, Heizung
- Personal
- Miete, Pacht
- Steuern
- Versicherungen
- Einkauf von Ware
- Wartungsverträge für technische Geräte
- Kreditkartengebühren
- Werbung
- Zinszahlungen (auch an Familie)
- Eigener Lebensunterhalt (Miete, Essen, Versicherungen) + Familie
- Steuerberater
- Einrichtung Büro (Mobiliar, Computer, Software)
Diese Liste ist (wie gesagt) nicht vollständig und soll einen ersten Eindruck davon vermitteln, woran man alles denken muss. Viele vergessen zum Beispiel, dass sie während der Suche nach einem geeigneten Objekt und der Umbauzeit ja selbst von irgendetwas leben müssen. Kommt Familie hinzu, wird es umso deutlicher. Dauert eine solche Phase drei oder mehr Monate, können Geldreserven schnell dahinschmelzen.
Förderungen
Wie ich bereits weiter oben feststellte, ist für die Neugründung in der Gastronomie kein Geld von Banken zu erwarten. Wie aber finanziert man sein Vorhaben? Um es gleich vorwegzunehmen: Ohne Eigenkapital geht nichts! Nur wenn man über einen gewissen eigenen Betrag verfügt, kann man z.B. Fördermittel beantragen. Außerdem sollte man keine „schlimmen“ Einträge in der Schufa-Datenbank haben. Am besten Sie sichern sich ab und holen dort eine Selbstauskunft ein, dann können Sie keine böse Überraschung erleben.
Achtung: Bei den meisten Fördermitteln ist es erforderlich, dass man diese VOR der Aufnahme der Selbstständigkeit beantragt.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Fördermitteln. Zuschuss und Darlehen. Einen Zuschuss muss man nicht zurückzubezahlen, ein Darlehen (mit Zinsen) dagegen sehr wohl. Über die aktuellen Fördermittel sollten sich bei der Wirtschaftsförderung bzw. der staatlichen Förderbank in Ihrem jeweiligen Bundesland informieren. Bitte beachten Sie unbedingt auch die ausführliche Artikelserie zum Thema Öffentliche Fördermittel hier auf der Website.
Um eine Förderung zu beantragen, sollten Sie ein überzeugendes Unternehmenskonzept mit schlüssigem Finanzplan vorbereiten. Zu einem solchen Konzept gehört auch die ausführliche Analyse der Marktlage.
Crowdfunding
Unter Crowdfunding (aus dem Englischen: crowd für ‚(Menschen-)Menge‘, und funding für ‚Finanzierung‘) versteht man die gemeinsame Finanzierung eines Projektes, eines Produktes, einer Umsetzung einer Geschäftsidee durch eine (große) Gruppe von Personen. Meist läuft das Crowdfunding über entsprechende Portale im Internet.
Unter Crowdfunding.de finden Sie alle Informationen, die Sie benötigen, um sich ein umfangreiches Bild dieser Form der Finanzierung zu machen. Bei Greenrocket wird erklärt, welche verschiedene Formen des Crwodfunding es gibt. Beschäftigen Sie sich einmal mit dem Thema. Vielleicht wäre das ja auch etwas für Ihr Projekt.
Geldgeber überzeugen
Sie werden es vermutlich nicht schaffen, Ihr neues Vorhaben aus eigener Tasche zu finanzieren – außer Sie haben eine freundliche und vermögende Oma … Vielmehr müssen Sie Gespräche mit möglichen Kapitalgebern (Familie, sonstige private Geldgeber, Brauereien, Getränkehändler, ggf. Banken, etc.) führen. Um diese Gespräche so Erfolg versprechend wie möglich zu machen, finden Sie hier Tipps und Hinweise:
1. Bereiten Sie sich gut vor!
Was benötigen Sie genau? Welche Sicherheiten können Sie bieten? Bereiten Sie aussagekräftige Unterlagen vor. Sie sollten den Businessplan, Lebenslauf, Pachtvertrag, Beratungsnachweise, etc. bereithalten. Vereinbaren Sie Ihren Termin langfristig und üben Sie das Gespräch mit einem versierten Freund. Schicken Sie Ihren Buisinessplan vorab an Ihren Gesprächspartner – so kann dieser sich optimal vorbereiten.
2. Im Gespräch selbst
Es ist sehr wichtig, dass Sie sicher und überzeugend auftreten. Sie müssen zu 100% hinter Ihrem Projekt stehen und dies auch zeigen. Sie sind kein Bittsteller – Sie bieten Ihrem Geschäftspartner eine tolle Gelegenheit. Tragen Sie alle relevanten Informationen schlüssig vor und gehen Sie auf Fragen ein.
3. Nach dem Termin
Drängeln Sie nicht. Lassen Sie dem Partner für die Entscheidung ausreichend Zeit. Sollte es zu einer Ablehnung kommen, bitten Sie um eine umfassende Begründung. Daraus lernen Sie für das nächste Mal. Überarbeiten Sie die Unterlagen ggf. entsprechend.
4. Nach der Gründung
Haben Sie einen guten Partner gefunden, halten Sie ihn auf dem Laufenden. Stellen Sie stets die aktuellsten Auswertungen zur Verfügung und suchen Sie das Gespräch. Immerhin könnte es ja sein, dass Sie mehr Geld brauchen bzw. den gedachten Rückzahlplan nicht einhalten können – da ist ein gutes Verhältnis unerlässlich!
–> Schauen Sie sich auch den Artikel zum Thema Bankgespräch an.