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Bradford-Faktor berechnen: Mitarbeiter-Fehlzeiten messen und interpretieren

Bradford-Faktor

Der Bradford-Faktor ist ein Instrument, das von Unternehmen eingesetzt wird, um Abwesenheiten und Fehlzeiten von Mitarbeitern zu analysieren. Ziel ist es, mögliche Muster oder Tendenzen in den Abwesenheitsraten zu erkennen, die auf wiederholte kurze Krankheitsfälle oder potenziell ungerechtfertigte Abwesenheiten hinweisen könnten.

Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Faktor allein nicht bestimmen kann, ob jemand „Blaumacht“ oder tatsächlich krank ist. Er liefert lediglich Daten, die in Kombination mit anderen Informationen interpretiert werden sollten. In diesem Artikel werden wir die Berechnung, Interpretation und die Grenzen des Bradford-Faktors näher betrachten. Sicher interessant ist in diesem Zusammenhang sicher auch unser Beitrag zur Förderung der Mitarbeitergesundheit.

Definition des Bradford-Faktors

Der Bradford-Faktor, häufig einfach als B-Faktor bezeichnet, ist ein mathematisches Modell, das in Unternehmen verwendet wird, um die Abwesenheit von Mitarbeitern zu überwachen. Er wurde entwickelt, um mögliche Trends in den Fehlzeiten der Mitarbeiter zu erkennen. Anstatt nur die gesamten Fehltage zu betrachten, berücksichtigt der Bradford-Faktor auch die Anzahl der separaten Abwesenheitsereignisse.

Das Hauptziel dieses Instruments ist es, wiederholte, kurze Abwesenheitsperioden zu identifizieren, die möglicherweise stärker auf das Arbeitsklima oder das Verhalten des Einzelnen zurückzuführen sind als auf ernsthafte gesundheitliche Probleme.

Historischer Hintergrund und Ursprung des Bradford-Faktors

Der Bradford-Faktor, oft auch als „Bradford Score“ oder „Bradford Formula“ bezeichnet, hat seine Wurzeln in den 1980er-Jahren. Er wurde von Forschern an der University of Bradford in Großbritannien entwickelt und später von Organisationen, vor allem in Großbritannien, übernommen, um Fehlzeiten und Abwesenheiten von Mitarbeitern zu überwachen.

Die Universität, speziell die School of Management, suchte nach Wegen, um das Fehlverhalten bei der Arbeit, insbesondere in Bezug auf Abwesenheiten, effektiver zu analysieren. Die traditionellen Methoden zur Überwachung von Abwesenheiten konzentrierten sich hauptsächlich auf die gesamte Anzahl der verpassten Tage, ohne die Frequenz der Abwesenheiten zu berücksichtigen. Dies führte oft zu einer unvollständigen oder verzerrten Darstellung der tatsächlichen Abwesenheitsmuster.

Die Forscher an der University of Bradford kamen zu dem Schluss, dass wiederholte, kurze Abwesenheiten, vorwiegend wenn sie unangekündigt oder ohne offensichtlichen Grund auftreten, oft störender und kostspieliger für Organisationen sind als längere, einmalige Abwesenheiten. Der Grund dafür ist, dass wiederholte, kurze Abwesenheiten oft schwieriger vorauszusehen und zu managen sind. Sie können auch auf tiefer liegende Probleme im Arbeitsumfeld oder im Leben des Mitarbeiters hinweisen.

Deshalb hat man den Bradford-Faktor entwickelt, um diese Art von Abwesenheit stärker zu gewichten. Durch die Quadratur der Anzahl der Abwesenheitsfälle vor der Multiplikation mit der Gesamtzahl der Fehltage wird diesem Aspekt Rechnung getragen.

Der Bradford-Faktor wurde in den folgenden Jahren von vielen Unternehmen und Organisationen, vornehmlich im öffentlichen Sektor in Großbritannien, übernommen. Obwohl er nicht ohne Kritik ist, bleibt er ein beliebtes Instrument zur Überwachung und Analyse von Fehlzeiten. Es ist wichtig zu beachten, dass, obwohl der Bradford-Faktor wertvolle Einblicke bieten kann, er immer im Kontext und in Kombination mit anderen Informationen betrachtet werden sollte.

Bradford-Faktor berechnen: So geht’s

a. Formel

Sie können den Bradford-Faktor mit folgender Formel berechnen: B=S×S×D

  • B für den Bradford-Faktor.
  • S für die Anzahl der einzelnen Krankheitsfälle oder Abwesenheitsereignisse.
  • D für die Gesamtzahl der Fehltage über einen bestimmten Zeitraum.

b. Beispiele, wie man den Bradford-Faktor berechnen muss:

  1. Herr Mustermann: Er war nur einmal krank, und das für insgesamt 14 Tage. Berechnung: B=1 × 1 × 14=14
  2. Frau Schulze: Sie war zweimal krank, einmal für 3 Tage und einmal für 7 Tage. Berechnung: B=2 × 2 × 10=40
  3. Herr Peters: Er war insgesamt achtmal krank. Sieben dieser Fälle waren jeweils ein Tag, und einmal war er 3 Tage krank. Berechnung: B=8 × 8 × 10=640
  4. Frau Mayer: Sie war fünfmal krank: Einmal 2 Tage, zweimal je einen Tag, einmal 3 Tage und einmal 4 Tage. Berechnung: B=5 × 5 × 11=275

Diese Beispiele verdeutlichen, wie der Bradford-Faktor dazu neigt, wiederholte kurze Abwesenheiten stärker zu gewichten als längere, aber seltenere Abwesenheitsperioden.

Excel-Vorlage zum Berechnen des Bradford-Faktors

Um es Ihnen so bequem wie möglich zu machen, finden Sie nachfolgend den Link zu einer Excel-Datei, um den Bradford-Faktor berechnen zu können. Sie können entweder einen Einzelfall betrachten oder aber eine Übersicht aller Ihrer Mitarbeiter pflegen.

Bradford-Faktor Berechnung (37 Downloads)

Interpretation und Handlungsempfehlungen basierend auf dem Bradford-Faktor

Die Ergebnisse des Bradford-Faktors können in verschiedene Kategorien oder Bereiche eingeteilt werden, um eine bessere Interpretation und Handlungsempfehlung zu ermöglichen:

  1. 0 bis 200 (Grün)
    • Es scheint keine auffällige Abwesenheitsneigung zu geben. Fehlzeiten in diesem Bereich werden in der Regel als unbedenklich angesehen.
    • Keine unmittelbare Aktion erforderlich. Regelmäßige Überprüfung und Überwachung sind dennoch ratsam.
  2. 201 bis 449 (Orange)
    • Erste Anzeichen für häufigere, kurze Abwesenheitsperioden. Dies könnte auf Probleme im Arbeitsumfeld, persönliche Probleme oder andere Gründe hinweisen.
    • Ein Gespräch mit dem Mitarbeiter suchen, um mögliche Gründe für die Abwesenheiten zu klären.
    • Überlegen Sie, präventive Maßnahmen einzuführen, um die Zufriedenheit und das Wohlbefinden des Mitarbeiters am Arbeitsplatz zu verbessern.
  3. Über 450 (Rot)
    • Auffällig hohe Abwesenheitsrate. Dies deutet möglicherweise auf regelmäßige und wiederholte kurze Abwesenheiten hin.
    • Tiefgehende Untersuchung und Gespräche mit dem Mitarbeiter und eventuell auch den Kollegen sind notwendig, um die Gründe für die häufigen Abwesenheiten herauszufinden.
    • Je nach Ursache könnten weiterführende Maßnahmen erforderlich sein, einschließlich möglicher arbeitsrechtlicher Schritte.

Grenzen, Vorteile und Nachteile des Bradford-Faktors

Vorteile

  1. Einfache Berechnung und leicht verständliche Formel.
  2. Berücksichtigt die Frequenz der Abwesenheiten, nicht nur die Gesamtdauer.
  3. Kann Unternehmen helfen, Muster bei Fehlzeiten zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Nachteile

  1. Der Bradford-Faktor kann zu falschen Annahmen oder Missverständnissen führen, da nicht alle Gründe für Abwesenheiten berücksichtigt werden.
  2. Ein hoher Bradford-Faktor bedeutet nicht zwangsläufig, dass jemand ungerechtfertigt fehlt.
  3. Kann stigmatisierend wirken und zu einer negativen Wahrnehmung von Mitarbeitern führen, die häufig, aber aus legitimen Gründen fehlen.

Grenzen

  1. Berücksichtigt nicht den Kontext oder die spezifischen Gründe für Abwesenheiten.
  2. Kann in Unternehmen mit saisonalen Krankheitsausbrüchen oder spezifischen Arbeitsumgebungen weniger relevant sein.
  3. Einige legitime Krankheiten könnten zu wiederholten, kurzen Abwesenheiten führen und würden daher von diesem Modell als problematisch eingestuft.

Abschließend ist zu betonen, dass das Berechnen des Bradford-Faktors nur ein Instrument unter vielen ist und in Kombination mit anderen Informationen und man ihn im Kontext des Arbeitsumfelds betrachten sollte.

Lohnhelden
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