Einführung in die Speisen & Getränke Preiskalkulation für die Gastronomie
Mit der richtigen Preiskalkulation von Speisen und auch mit der korrekten Getränkekalkulation schützen Sie Ihre gastronomische Existenz. Nur wenn Sie sauber Speisen und Getränke in Ihrer Gastronomie kalkulieren, Ihre Kosten kennen und das Preisgefüge immer wieder überprüfen, werden Sie erfolgreich sein. Um stets den Überblick zu behalten, sollten Sie sich auch mit dem Thema Kennzahlen beschäftigen. Ganz besonders möchte ich Ihnen das Menu Engineering Worksheet ans Herz legen, mit dessen Hilfe Sie Ihre Renner und Penner Artikel besser erkennen und entsprechend handeln können.
Welche Fehler kann man bei der Kalkulation machen?
Kleine und große Fehler in der F&B Kalkulation können sich im Laufe der Zeit zu sehr großen Verlusten summieren. Schnell macht man hier fatale Fehler oder erkennt die Gesamtzusammenhänge nicht genug. Umgekehrt führt eine gute Berechnung zu Erfolg und Gewinn. Schauen Sie sich bitte folgendes Szenario an:
1. Preiskalkulation Gastronomie: Alte Schule
Über Jahrzehnte hinweg wurde gepredigt, dass ein einfacher Aufschlagfaktor von 4 ein guter und einfacher Weg der Preiskalkulation sei. Viele Gastronomen arbeiten immer noch mit dieser Zahl. Nehmen wir also diesen Wert einmal für unser Beispiel an:
Nettoeinkauf für eine Flasche Wein: € 5,00.
Faktor: 4
Verkaufspreis: € 20,00.
Wareneinsatz: Sie berechnen daraus einen Wareneinsatz von 25 % (was so weit OK wäre).
Deckungsbeitrag bei 250 Einheiten: Laut dieser Rechnung rechnen Sie somit mit € 15,00 Deckungsbeitrag (VK-EK). Bei 250 verkauften Flaschen demnach € 3.750,00.
2. Der Haken an der Sache
Bei der dargestellten Form der Preiskalkulation Gastronomie bleibt die Mehrwertsteuer vollkommen unberücksichtigt. Von dem Verkaufspreis müssen wir aber am Ende des Tages 19 % Umsatzsteuer abführen, was den Deckungsbeitrag deutlich mindert.
Nettoeinkauf für eine Flasche Wein: € 5,00.
Faktor: 4
Verkaufspreis: € 20,00
Hiervon müssen Sie 19 % Umsatzsteuer (€ 3,19) an das Finanzamt abführen und der Deckungsbeitrag ist tatsächlich somit nur € 11,81 pro Flasche (anstelle der gedachten € 15,00). Der Netto-Wareneinsatz errechnet sich daher plötzlich auf rund 30 %. Bei 250 verkauften Flaschen macht der Deckungsbeitrag in Wirklichkeit nämlich nur € 2.952,50 aus.
Unterschied von 1 zu 2
DIFFERENZ € 797,50
Bei all Ihren Artikeln zusammen, geht das schnell in die Zehntausende!
Der Schlüssel zum Erfolg: Die Prime Cost

3. Es geht aber auch viel besser
Die beste Methode bei der Kalkulation ist die Verwendung der Prime Cost und einer genauen Kalkulation (Rezeptur der Zutaten). Unter der Prime Cost versteht man den Wareneinsatz und die Personalkosten zusammen. Hier nun das Beispiel – Sie möchten den Verkaufspreis für den oben genannten Wein ermitteln:
Einkaufspreis: Der Wein kostet Sie im Einkauf netto € 5,00
Ihr durchschnittlicher Wareneinsatz für Getränke laut BWA beträgt: 25 %
Ihre durchschnittlichen Personalkosten laut BWA belaufen sich auf: 30 %
Indessen können Sie schnell den Personalkostenanteil für diesen Wein ausrechnen … mit dem klassischen Dreisatz. Wir wissen aus der BWA, dass unser Wareneinsatz von € 5,00 einer (durchschnittlichen) Quote von 25 % entspricht. Demnach entsprechen 30 % (25 = 5 und 30 = x >> 30 × 5/25) = € 6,0
Die (echten) Kosten des Weins
Die Kosten des Weins (unter Berücksichtigung der Prime Cost) belaufen sich demnach auf zusammen € 11,00 netto. Jetzt kommt Ihr Aufschlag für die Gemeinkosten und den Gewinn, der bei 2–3 liegt, in Spiel. Gehen wir einmal von einem Aufschlag von 2 aus und es errechnet sich ein Netto-VK von € 22,00. Darauf berechnen Sie die MwSt. (€ 4,18) und es ergibt sich ein Brutto-VK von € 26,18. Hier können Sie soeben entweder auf € 25,90 abrunden oder z. B. auch auf € 26,50 aufrunden.
Machen wir jetzt die Gegenprobe: VK brutto € 26,50 minus MwSt. = € 22,26 Netto, minus Warenkosten € 5,00 = € 17,26, minus Personalkosten (30 % des Netto-VK > € 6,68) = € 10,58. Die Gemeinkosten belaufen sich im Durchschnitt bei Ihnen auch so auf 30 %. Also noch einmal € 6,68 abziehen, ergibt je Flasche Wein € 3,90 reinen Gewinn für Sie.
Zusammenfassung Preiskalkulation Gastronomie
Gehen wir wieder von dem besagten Wein (EK € 5,00) und 250 verkauften Flaschen aus:
Die Kollegen der „Alten Schule“ (VK € 20,00) erzielen einen BRUTTO-Umsatz von € 5.000 und demnach einen Netto-Umsatz von € 4.201,68.
Für den Einkauf von 250 Flaschen haben sie € 1.250 bezahlt, was zu einem Deckungsbeitrag von € 2.951,68 führt und einem Wareneinsatz von 30 %.
Nach der Berücksichtigung der Umsatzsteuer (VK € 23,80 – Achtung: nun muss man 19 % auf die € 20,00 draufrechnen) errechnet sich der Nettoumsatz auf € 5.000. Das sind immerhin € 798,32 mehr! Bei nur einem einzigen Artikel. Wieder wurden für den Einkauf € 1.250 bezahlt. Der Deckungsbeitrag erhöht sich auf € 3.750 und der Wareneinsatz berechnet sich jetzt auf genau 25 %.
Macht man es aber ganz korrekt und bezieht die Prime Cost (55 %) in seine Kalkulation ein, sieht die Sache so aus: VK brutto € 26,50 (netto € 22.26). Gesamtnettoumsatz bei 250 Flaschen demnach € 5.565,00, Deckungsbeitrag € 4.315,00 und Wareneinsatz nur noch 22 % für diesen Artikel.
Zwischen der „Alten Schule“ und der Prime Cost Rechnung liegt ein Unterschied im Deckungsbeitrag von sage und schreibe:
Unterschied von 1 zu 3
DIFFERENZ € 1.363,32
Nur wenn Sie Ihre Preiskalkulation Gastronomie richtig machen, werden Sie erfolgreich sein!
Die Zusammensetzung des Verkaufspreises
Der letztendliche Preis eines Gerichtes in der Speisekarte Ihrer Gastronomie setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
1. Warenkosten
Die Kalkulation beginnt mit den Kosten für das Lebensmittel selbst, also mit den Warenkosten / dem Wareneinsatz. Die Warenkosten ihrerseits setzen sich zusammen aus dem eigentlichen Warenwert (Listenpreis), zzgl. Liefer- oder Transport- oder sonstiger Kosten, abzgl. gewährter Rabatte.
2. Gemeinkosten
Hinzu kommen die Gemeinkosten. Hierzu zählen praktisch alle Kosten, die im Betrieb entstehen, außer Personal- und Warenkosten. Alle fixen und variablen Kosten wie Strom, Gas, Wasser, Müllentsorgung, Wartungen, Mieten, Pachten, Leasinggebühren etc. zählen dazu.
3. Personalkosten
Ein großer Bereich sind die Personalkosten. Zu diesen zählen die Löhne selbst, aber auch die Lohnnebenkosten wie Sozialversicherungsabgaben, Urlaubsgeld etc. .
Es gibt Kalkulationsmodelle, die innerhalb des Personalkostenblocks nochmals unterscheiden zwischen den Kosten für das Personal, das unmittelbar mit der Herstellung und/oder dem Verkauf der Speisen und Getränke betraut ist (Küche/Service) und dem Stabs-Personal, wie Buchhaltung, Marketing, Geschäftsführung.
Übrigens: Ob ein Koch ein Rinderfilet brät oder eine Bratwurst, kostet aus Personalkostensicht dasselbe (weil ungefähr die gleiche Zeit dafür notwendig ist). Mit dem Filet werden Sie aber (eine saubere Kalkulation natürlich vorausgesetzt) deutlich mehr Gewinn machen!
4. Gewinn
Der Gewinn ist der Lohn der ganzen Mühe. Er belohnt für das unternehmerische Risiko und schafft Platz für zukünftige Investitionen.
5. Mehrwert- bzw. Umsatzsteuer
Zuletzt ist im Verkaufspreis in Ihrer Speisekarte auch die Mehrwertsteuer (in diesem Zusammenhang auch Umsatzsteuer) von 19 % enthalten. Diese dürfen Sie bei der Kalkulation keinesfalls vergessen.
Welche Kriterien beeinflussen den Preis?
Der Kartenpreis wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, auf die im Nachfolgenden näher eingegangen werden soll:
Kennzahlen: Wareneinsatz und Lager
Regelmäßiges Checken Ihrer Kalkulation
(49) Portionsgrößen im Auge behalten
Preiskalkulation Gastronomie: Die Kalkulationsmodelle
Für die Preiskalkulation Gastronomie gibt es die unterschiedlichsten Modelle für die Berechnung der Verkaufspreise von Speisen und Getränken. Über Generationen hinweg wurde aber früher fast ausschließlich die einfache Aufschlagkalkulation angewandt – also Einkaufspreis mal 300 % oder 400 % und fertig war die Kalkulation.
Heute wendet man diese Methode praktisch nicht mehr an oder nur in einigen Fällen in denen es angebracht sein kann. Insbesondere die sogenannte Prime Cost (also Wareneinsatz plus Personalkosten) gewinnt immer mehr an Bedeutung. Nachfolgend werde ich Ihnen drei verschiedene Grundmodelle für die Preiskalkulation Gastronomie vorstellen:
Zielkostenkalkulation
Aufschlagkalkulation einfach
Aufschlagkalkulation ausführlich
Preiskalkulation: Die Kalkulation offener Weine
Gleich unter diesem Abschnitt finden Sie eine Excel-Datei, mit deren Hilfe Sie Glaspreise für offene Weine berechnen können. Die Berechnung ist so angelegt, dass eine nicht lineare Berechnung erfolgt. Das heißt, dass ein 0,20l Glas im Verhältnis teurer angeboten wird, als eine Karaffe mit 0,50l. Zum einen will man dem Gast ja einen Anreiz geben, mehr zu konsumieren und dadurch mehr Umsatz zu machen. Zum anderen hat man durch den Verkauf einer Karaffe weitere Vorteile wie die Tatsache, dass man sich 1–2 Wege sparen kann, da der Gast länger versorgt ist und auch nur ein Glas spülen und polieren muss.
Software für die F&B Kalkulation
Auf dem Markt gibt es sehr viele Anbieter von Kalkulations- oder auch Rezeptursoftware. Ich selbst habe mir für meine Betriebe mehrere Programme angeschaut. Leider war nie das passende dabei. Entweder konnten die Programme nicht das, was ich wollte oder sie waren zu schwach oder auch viel zu komplex. Vielleicht gibt es die passenden Programme für Sie. In jedem Fall sollten Sie sich einmal mit dem Thema beschäftigen und ggf. sich Demos von dem einen oder anderen Programm kommen lassen, um eine Preiskalkulation Gastronomie optimal durchführen zu können.